Der persönliche Kontakt zum Kunden zählt

Neustädter Raiffeisenbank setzt auf Beratung

Vertrauen hat Wertpapiergeschäft angekurbelt

Neustadt. Für Konrad Breul und Martin Leis, Vorstände bei der Raiffeisenbank Neustadt eG, ist es ungewöhnlich, beim Jahresergebnis einmal keinen Zugewinn präsentieren zu können. "Das ist seit langer Zeit mal wieder ein Rückgang, aber wir sind trotzdem zufrieden, da es uns gelungen ist, das Geld im Verbund zu halten", erklärt Konrad Breul im Gespräch mit der RZ.

Das Jahresergebnis liegt bei 2,44 Mio. Euro und damit unter dem von 2012 (2,5 Mio. Euro). Der Erfolg einer Bank, sind sich beide einig, sollte sich nicht nur an Zahlen messen lassen. "Wir sind überzeugte Vertreter der Genossenschaftsidee, uns ist es wichtig, dass unsere Kunden zufrieden sind.", sagt Martin Leis.

Dass das Geld im Verbund geblieben ist, belegt folgende Zahl: Mit 406 Mio. Euro erreicht das gesamte Kundenanlagevolumen (dazu gehören Wertpapiere, Fonds, Bausparen und Lebensversicherungen) eine neue Höchstmarke. Auch bei der Entwicklung der Wertpapierbestände zeigt die Kurve nach oben, das Wertpapiergeschäft legte um 10,7 Prozent auf rund 110 Mio. Euro zu: "Erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise waren unsere Kunden wieder bereit, im nennenswerten Umfang in Wertpapiere zu investieren. Das hat viel mit intensiven Beratungsgesprächen zu tun", fasst Konrad Breul zusammen. Martin Leis ergänzt: "Hier wird sehr viel Zeit investiert, um Vertrauen zu den Kunden aufzubauen. Ein Gespräch reicht da oft nicht aus, aber es geht in erster Linie darum, dass der Kunde überzeugt und zufrieden ist."

Die Erfolgsgeschichte im Wertpapiergeschäft basiert auf dem großen Bestand an Wertpapiersparverträgen (Riestersparen). Da auf diese Weise das ansonsten übliche zyklische Verhalten von Wertpapieranlegern vermieden wird (Kaufen bei Höchstständen und Verkaufen bei Tiefstständen der Börse), können mit dieser Anlageform mit höchster Wahrscheinlichkeit gute Renditen erzielt werden. "An der Börse wird nicht geklingelt, den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Wenn der Kunde regelmäßig anlegt, kann er ein erfolgreicher Wertpapiersparer werden", erklärt Breul.

Für die Bearbeitung der staatlichen Zulagen für die Rieserverträge gibt es bei der Raiffeisenbank laut Breul eine Kollegin, die darauf spezialisiert ist, was seiner Meinung nach nicht bei allzu vielen Banken der Fall sein dürfte. "Wir sehen uns in der Pflicht, dem Kunden dabei zu helfen, die Zulagen zu sichern." Im Jahr 2012 waren das 505.000 Euro.

Das sehr niedrige Zinsniveau wollten sich die Kunden möglichst langfristig sichern: Für insgesamt 60 Mio. Euro gab es Neubewilligungen. Bei langfristigen Baufinanzierungen mit bis zu 20 Jahren Zinsbindung standen deshalb vor allem Hypothekenfinanzierungen im Fokus. Hier stieg der Bestand um mehr als 10 Prozent auf nun 50 Mio. Euro.

Im Kreditgeschäft gibt es eine Tendenz nach unten: Die Forderungen an Kunden gingen um 3,7 Prozent auf 214 Mio. Euro zurück. "Es gibt in der Region zum Glück viele Firmen, die keine Kredite brauchen": Martin Leis begrüßt es, dass "viele Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht haben". Trotz guter Wirtschaftslage war die Investitionstätigkeit im gewerblichen Bereich eher verhalten. "Mit Blick auf dei niedrigen Anlagezinsen machten die Kunden verstärkt von ihrem Recht auf Sondertilgungen Gebrauch", ergänzt Konrad Breul.

"Groß war das Interesse vor allem vieler jüngerer Kunden, was uns sehr freut", schiebt Leis ein, am Bausparen. Insgesamt wurden 854 neue Verträge (plus 7,2 Prozent) abgeschlossen. Die kontinuierliche Steigerung der Mitgliederzahlen (um 766 im Vergleich zum Jahr 2012) lässt die Herzen der Genossenschaftsbanker höher schlagen: "Zurzeit sind es 9.787, aber im ersten Quartal werden wir die 10.000 erreichen", freut sich Martin Leis.

Und die Mitglieder haben ebenfalls Grund zur Freude: "Da sich die Ertragslage gegenüber dem Vorjahr stabil zeigt, dürfen die Mitglieder auch wieder mit einer Gewinnbeteiligung rechnen. "Wer Mitglied ist und viele Geschäfte mit uns tätigt, der soll auch etwas davon haben", verdeutlicht Breul den genossenschaftlichen Ansatz. "Die Bank gehört nicht uns, sondern den Mitgliedern", ergänzt Leis, und diese werden auch einbezogen, zum Beispiel im Jugendbeirat seit dem Jahr 2006.

 

Filialnetz soll unangetastet bleiben

Über sieben Geschäftsstellen verfügt die Raiffeisenbank Neustadt eG. Dazu gehören neben dem Haupthaus in Neustadt die Filialen in Asbach, Windhagen, Fernthal, St. Katharinen, Straßenhaus und Anhausen. Daran soll sich perspektivisch auch nichts ändern. "Wir stehen zu unserem Filialsystem, wir haben nicht vor, uns aus der Fläche zurückzuziehen", verdeutlicht Konrad Breul den Ansatz der Raiffeisenbank, die Kunden persönlich zu beraten und ansprechbar zu sein. Dafür sorgen rund 100 Mitarbeiter.

Rhein-Zeitung vom 04.02.2014, Redakteurin Petra Mix