Raiffeisenforum 2017

Raiffeisens Wertekodex prägt zehntes Forum

Redner widmeten sich unterschiedlichen Themen

Neustadt. Beim zehnten Raiffeisenforum in Neustadt ging es um drei große, aber völlig unterschiedliche Themenbereiche. Die Zuhörer in der voll besetzten Wiedparkhalle erfuhren "Aktuelles aus der Raiffeisenbank", es ging zudem um "Tradition trifft auf Fortschritt" und um "Die Herausforderung - islamistischer Terror oder Kampf der Kulturen?". Am Ende des Abends war klar, wo der gemeinsame Nenner dieser Themen liegt. Das Gedankengut und der Wertekodex von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Beides kann auch heute Wege aus der Krise zeigen. "Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele", war sein Leitspruch. Er verbreitete die Idee der Selbsthilfe, Eigeninitiative  und Kooperation in der Gemeinschaft. Der Raiffeisengedanke gehört sogar zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe.

Konrad Breul und Martin Leis, Vorstände der Raiffeisenbank, beschäftigten sich in ihren Vorträgen mit der zunehmenden Digitalisierung, die auch vor der Raiffeisenbank nicht haltmacht. Aber, so betonte Breul: "Eine Regionalbank kann nie nur digital sein. Eine Beziehung, die nicht analog gepflegt wird, virtualisiert sich irgendwann in die Bedeutungslosigkeit."

Dennoch seien vor dem Hintergrund der neuen digitalen Möglichkeiten und des sich ändernden Nutzungsverhaltens auch Änderungen zu erwarten. "Wir reden nicht über abrupte Veränderungen, sondern über behutsame Weiterentwicklungen, die wir mit den regionalen Mitgliedervertretern im Vorfeld ausführlich erörtern werden. Aus heutiger Sicht sind unsere sieben Standorte unverzichtbar", versprach er. Leis kündigte für 2018 eine Zukunftswerkstatt an, wie sie schon 2005 durchgeführt wurde.

Gastredner Werner Böhnke, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Friedrich Wilhelm Raiffeisen Gesellschaft, stimmte die  Gäste, unter ihnen auch der designierte Landrat Achim Hallerbach und Neustadt Ortsbürgermeisterin Jutta Wertenbruch, in seinem Vortrag auf das Raiffeisenjahr 2018 ein, das geprägt sein wird von Festveranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen.

Er prangerte auch die Regierungswut der Politik an. "Wir erleben immer mehr politischen Aktionismus, der am Ende zu nichts führt. Die Regulierungen werden nur dezentrale Strukturen gefährden", meinte er. In Deutschland würde sich außerdem zunehmend Perspektivlosigkeit und Angst verbrieten. "Menschen registrieren fehlende Sicherheit, soziale Ungerechtigkeit und Vertrauensverlust. Sie haben Zukunftsangst. Es fehlt ein fest verankertes Wertesystem", so Böhnke. Der Genossenschaftsgedanke erfülle hier eine wichtige Aufgabe.

Angst war auch Thema von Elmar Theveßen. Die Angst vor islamistischem Terror in Deutschland sei groß, aber überzogen. Der stellvertretende ZDF-Chefredakteur beleuchtete in seinem Vortrag nicht nur die zunehmende Radikalisierung auf islamistischer, sondern auch auf rechtsextremistischer Seite. Er vertritt die Ansicht, dass Perspektivlosigkeit dem IS-Terror in die Hände spielt. "Polarisierung ist außerdem die Strategie des IS", sagte er. Unterm Strich seien Integration und Hilfe das Gegenmittel gegen den Terror, sagte Theveßen und meinte: "Manche halten mich für einen hoffnungslosen Idealisten, vielleicht auch naiv. Aber ich bin fest davon überzeugt." Die Reaktion von 100.000 Menschen auf den Anschlag in Barcelona, die trotzig bekannten, "ich habe keine Angst", ist Theveßen zufolge die richtige Antwort auf den Terror.

 

Rhein-Zeitung Kreis Neuwied, Donnerstag, 26. Oktober 2017, Seite 17

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